Gibt es einen Schlüssel zur Urwunde ? Für mich bedeutet das, den Ort in uns zu finden, an dem Schmerz nicht zerstört, sondern uns zu dem Menschen formt, der wir wirklich sind. Ich nenne es Wurzelarbeit. Denn manchmal trennt uns nicht der Schmerz selbst von uns, sondern der Moment, in dem wir lernen, ihn zu verstecken.
Ich war neun Jahre alt, als ich begriff, dass ein Mensch innerlich fallen kann und trotzdem stehen muss, weil niemand sonst auseinanderbrechen darf. In diesem Augenblick entfernte ich mich von mir, um die Welt um mich herum zusammenzuhalten.
Heute weiß ich: Genau dort entsteht die Urwunde. Nicht in dem, was passiert ist, sondern in dem, was wir glauben müssen, um zu überleben und was uns später davon abhält, frei zu sein. Darüber rede ich heute im Blog. Lets Go !
Was ist eine Urwunde?
Es gibt in jedem Menschen einen Moment, der stärker prägt als alle anderen. Nicht den ersten Liebeskummer, nicht das erste Scheitern, nicht den ersten Verlust im Erwachsenenalter, sondern den Moment, in dem wir zum ersten Mal spürten: „So wie ich bin, bin ich nicht sicher.“ oder „So wie ich bin, darf ich nicht sein.“
Dieser Moment hinterlässt keine Narbe auf der Haut, aber er hinterlässt eine im Inneren: im Nervensystem, im Bindungsverhalten, in unseren emotionalen Bedürfnissen und in der Art, wie wir später Beziehungen, Erfolg, Nähe, Leistung und Selbstwert erleben. Wenn es unsere Seele trifft. Diese unsichtbare, tief wirkende Erstverletzung nennen wir die Urwunde.
Solange die Urwunde unbewusst bleibt, führt sie unser Leben aus dem Schatten. Forschungen zeigen inzwischen, dass seelische Wunden, die keine Heilung fanden, nicht nur den einzelnen Menschen betreffen, sondern sich über Generationen weitertragen können – das sogenannte transgenerationale Trauma. Ein gut verständlicher Artikel dazu findet sich hier: Wenn das Trauma der Vorfahren die Seele belastet
Findet unsere Urwunde keine Heilung, entscheidet sie, wen wir lieben, wie wir Grenzen setzen, warum wir Menschen anziehen, die uns schaden, warum wir uns überanpassen oder kämpfen, warum wir uns klein machen oder beweisen müssen, warum wir uns verlieren, sobald wir verletzt werden.
Eine Urwunde ist kein Ereignis. Sie ist eine Identität geworden, solange sie nicht geheilt ist. Und der Weg in innere Freiheit beginnt erst dann, wenn wir erkennen, wo dieses Muster entstanden ist und warum es uns bis heute schützt.
1. Schlüssel zur Urwunde
Trigger sind Hinweise, nicht Angriffe – Viele Menschen glauben, Heilung beginne erst dort, wo uns nichts mehr triggert. Die Wahrheit ist viel einfacher und gleichzeitig herausfordernder: Trigger zeigen uns, wo Heilung wartet.
Ein Trigger ist kein Angriff und kein Fehler, sondern ein Hinweis darauf, wo unser Nervensystem immer noch glaubt, das Kind von damals sein zu müssen. Wenn wir auf Trigger nur RE-agieren, werden sie größer. Wenn wir sie als Botschafter verstehen, zeigen sie uns die Stellen, an denen die Urwunde noch wirkt. Nicht, um uns zu bestrafen, sondern um uns zu befreien.
Eine persönliche Geschichte
Die Urwunde in meinem Leben war der Tag, an dem mein Vater starb – Ich erinnere mich an den Tag der Beerdigung meines Vaters mit einer Klarheit, die sich nie auflöst. Ich war neun Jahre alt, offiziell noch „der Junge“, innerlich längst das Mädchen, das niemand kannte.
Drei Jahre war mein Vater krank gewesen. Krankenhaus, Operationen, Hoffnung, Angst und ich lernte sehr früh, meine Gefühle klein zu halten, weil die Welt schon genug Schmerz trug. Und dennoch siegte am Ende der Krebs. Mein Vater starb mit 36 Jahren und der „schlimme Moment“ war nicht, als der Sarg in die Erde gelassen wurde. Es war der Moment, wo etwas in mir wegbrach, als die Menschen kamen und mir kondolierten.
Ich begann zu weinen, nicht leise, nicht kontrolliert, sondern wie ein Kind, das einen Menschen verliert, der Halt bedeutete. Wenn der eigene Vater geht und du realisierst, dass er nie mehr kommen wird. Und die Menschen glaubten, sie hätten Anstand, wenn sie mir kondolieren und Sätze wie „Du musst jetzt ganz stark sein!“ sagen.
Meine Mutter, selbst völlig überfordert vom eigenen Schmerz, nahm meine Hand und sagte immer wieder: „Hör auf. Bitte hör auf.“ Nicht hart, nicht böse sondern aus purer Hilflosigkeit. Und während die Menschen an mir vorbeigingen und mir – einem neunjährigen Kind – weiter kondolierten, stand ich da und spürte nur eines: Ich darf jetzt nicht fallen. Ich muss funktionieren.
In diesem Moment entstand mein Überlebensmuster: Wenn es weh tut, werde still. Wenn du Angst hast, sei stark. Wenn du fühlst, versteck es. Und darüber lag noch ein zweites Geheimnis: die Wahrheit darüber, wer ich wirklich bin. Nicht der Junge den sie sahen, sondern das Mädchen, das nur als Junge geboren wurde. Zwei Schmerzen, zwei Wahrheiten, beide tief, beide unsichtbar. Und beide angewiesen auf Funktionieren.
Dieses Muster rettete mich über Jahrzehnte. Und hielt mich genauso lange von mir selbst fern. Meine Urwunde.
2. Schlüssel zur Urwunde
Unser Schmerz wird nicht kleiner, wenn wir ihn erklären – Du kannst mir glauben, wir können unsere Geschichte perfekt analysieren und trotzdem gefangen bleiben.
Der Verstand versucht zu heilen, indem er erklärt. Und unser Verstand ist sehr kreativ, uns etwas zu erklären. Da braucht es eine gesunde und gute Intuition, um dagegen anzukommen. Ansonsten verlaufen wir uns in den Tiefen unseres Unterbewusstseins, wie in einem Irrgarten ohne Ausweg. Alte Muster lassen sich so niemals lösen.
Unser Körper heilt, indem er fühlen darf. Solange wir jedoch versuchen einen Schmerz wegzudenken, wiederholt er sich. Solange wir versuchen, ihn zu verstehen, wiederholt er sich ebenfalls. Erst wenn wir bereit sind ihn zu fühlen, anerkennen und Präsenz zu geben – dann tritt Veränderung ein. Es mag verrückt klingen, aber nur was wir im Leben willkommen heißen, bekommt die Aufmerksamkeit mit der nötigen energetischen Frequenz in uns für einen Wandel, hin zur ENT-wicklung aus unseren Verstrickungen, Anhaftungen und Identifikationen.
Und erst dann kann ein Schmerz auch wieder gehen und sich verabschieden. Die Urwunde heilt. Nicht rückwärts ins Drama, sondern vorwärts in Präsenz. Schmerz, der endlich gefühlt werden darf, verliert seine Macht, unser Leben zu steuern. Du denkst dir jetzt „Auf keinen Fall will ich diesen Schmerz noch einmal spüren, ich bin froh, dass ich das hinter mir habe“ – verstehe ich voll, löst nur nicht das Problem und heilt keine Urwunde. Eine elegante Lösung dazu sind 👉🏼 Astralreisen im Coaching.
3. Schlüssel zur Urwunde
Unser inneres Kind braucht keinen Vortrag, sondern Halt – Viele Menschen versuchen, ihr inneres Kind zu beruhigen, indem sie Sätze wiederholen wie: „Du bist wertvoll. Du bist genug. Du bist sicher.“ Mantras und Affirmationen sind hier teilweise der moderne „Renner“. Doch unser inneres Kind glaubt keinen Worten.
Was es glaubt sind Emotionen und eine sichere vertrauensvolle Umgebung. Ich nenne es Atmosphäre. Es braucht nicht Optimierung, sondern Nähe. Nicht Erklärungen, sondern Präsenz. „Fühlen is King!“
Und wahrhaftige und vorallem bedingungslose Liebe. Nicht „Es ist alles gut“, sondern „Ich bleibe bei dir, wenn es weh tut.“ Heilung entsteht nicht, wenn wir unserem inneren Kind sagen, wie es fühlen soll. Sondern wenn wir es selbst fühlen lassen, ohne dass wir es dabei alleine lassen.
Und wer kann diese Aufgabe übernehmen? Unser erwachsenes Ich. Meine Frau Christin ist Expertin und hat hier sehr viel Erfahrung. Sprich einfach unverbindlich mit ihr.
4. Schlüssel zur Urwunde
Deine Identität wandeln, weg vom Überlebensmuster, hin zu deinem wahren Selbst
Eine Urwunde ist nicht nur Schmerz. Sie wird schleichend aber ganz sicher zur Identität. Aus „Ich wurde verletzt“ wird:
„Ich bin nicht genug“ – „Ich muss leisten“ – „Ich darf keine Fehler machen“ – „Ich darf nicht zur Last fallen“ – „Ich muss mich anpassen, um geliebt zu werden.“
All diese Muster waren einmal Schutz und tatsächlich notwendig, um zu überleben. Aber als Erwachsene brauchen wir diesen Schutz nicht mehr. Was wir vielmehr brauchen ist Wahrheit. Denn Heilung bedeutet nicht, unser inneres Kind zu reparieren, sondern den erwachsenen Teil in uns zu stärken.
Das ist der Teil, der heute Entscheidungen treffen darf, die damals unmöglich waren. Ich will dir also nochmal an dein Herz legen, wie wichtig eine Persönlichkeitsentwicklung und „Wurzelarbeit“, wie ich es nenne, ist.
Es lebt sich soviel leichter wenn wir unsere Urwunde heilen, alte Muster lösen, innere Wunden heilen, seelische Verletzung loslassen, Trigger verstehen als Chance und Einladung tiefer in uns zu schauen. Wenn wir uns bewusst werden, was sind eigentlich emotionale Bedürfnisse? Was bedeutet innere Sicherheit und was Selbstannahme?
Unser inneres Kind heilen, ist wohl mit die herausforderndste, spannendste und gleichzeitig heilendste Form, die wir Menschen für uns selbst tun können. Raus aus der Abhängigkeit alter Muster. Raus aus dem Gefühl, Opfer der Umstände zu sein. Weg mit dem Schamgefühl in uns und hin zu einem selbstbestimmten und sich seinem selbst bewussten SEIN.
5. Schlüssel zur Urwunde
Heilung ist kein Gefühl. Heilung ist ein Verhalten.
Viele glauben, Heilung bedeute, nie wieder traurig, unsicher oder verletzt zu sein. Aber echte Heilung zeigt sich nicht darin, dass Schmerz verschwindet, sondern darin, dass wir uns selbst nicht mehr verlassen, wenn Schmerz da ist. Du wirst trotzdem Angst haben und deine Wahrheit sagen. Du wirst trotzdem Verlust fürchten und Grenzen setzen. Du wirst trotzdem nervös sein und sichtbar bleiben.
Über all dem steht jedoch, du wirst dir deiner selbst bewusst sein und deine Urwunde hat keine Macht mehr über dich. Sie ist nicht mehr länger deine Identität. Das ist Erwachsenwerden auf seelischer Ebene. Und der große und echte Unterschied ist jetzt – nicht ohne Schmerz, sondern ohne Selbstverlust.
Wenn die Urwunde ihren Platz verliert
Unsere Vergangenheit verschwindet nicht. Sie ist Teil von uns und hat uns genau so werden lassen. So, wie wir heute hier und jetzt in diesem Augenblick sind. Aber sie verliert das Recht, unsere Gegenwart zu lenken.
Du lebst nicht mehr, um dich zu schützen. Du lebst, um du selbst zu sein. Echte innere Freiheit bedeutet nicht, dass nichts mehr weh tut. Innere Freiheit bedeutet vielmehr, dass du bleibst, und zwar bei dir.
Du bist nicht das, was dir passiert ist. Du bist der Mensch, der daraus erwacht. Und darum geht es.
Deine Kerstin