„Ich fühle nichts mehr.“ Wenn du diesen Satz kennst, bist du nicht allein. Es gibt Zeiten im Leben, da scheint das Fühlen verschwunden. Der Alltag läuft weiter – aber innerlich ist da nur Leere. Kein Lachen. Keine Tränen. Kein echtes Spüren. Ich weiß, wie sich das anfühlt. Und ich weiß, wie man wieder zurückfindet. Dieser Blog ist für dich, wenn du nicht nur funktionieren willst – sondern wieder lebendig sein. Nicht perfekt. Aber echt. Let‘s Go!
Die Ur-Wunde
„Ich fühle nichts mehr.“ Ich erinnere mich genau an diesen Tag. Es war im Juni 1976, einer dieser unerträglich heißen Sommertage. Die Sonne brannte vom Himmel, als würde sie sich nicht darum scheren, was an diesem Tag geschah. Ich war neun Jahre alt, stand auf dem Friedhof – neben meiner Mutter, die kaum noch Kraft hatte, sich aufrecht zu halten.
Mein Vater war gestorben. Am 15.Juni 1976. Und ich weinte, so wie nur ein Kind weint, wenn es mit dem Tod zum ersten Mal konfrontiert wird – hemmungslos. Emotionen zeigen dürfen, so wie man sich fühlt. Eigentlich völlig normal, wären da nicht die Erwachsenen.
An der Hand meiner Mutter, so stand ich also an ihrer rechten Seite. Und sie drückte sie viel zu fest, als müsste sie mich mit ihrem Griff stabilisieren – und vielleicht auch sich selbst. Immer wieder flüsterte sie: „Bitte hör auf. Sei stark.“ Ich verstand nicht, warum. Aber tief in mir nahm mein Unterbewusstsein auf: Mein Schmerz darf nicht sein. Vielleicht, weil sie selbst keinen Raum für ihren hatte. Vielleicht, weil ihre Welt gerade zusammenbrach.
Dann kamen die Anderen. Menschen, die mir selbst als Kind kondolierten. Die mir über den Kopf strichen oder mir die Hand drückten, während sie an uns vorbeigingen. Und auch sie sagten es. „Du musst jetzt stark sein.“ – „Du bist jetzt der Mann im Haus.“ – „Sei tapfer, deine Mutter braucht dich.“
Aber ich war doch gerade mal neun. Dass sie mich damit, ohnehin verwundet durch den Verlustschmerz, obendrauf noch eine tiefe Ur-Wunde gesetzt haben, war keinem bewusst.
Diese Ur-Wunde sollte bis zum 14.Juni 2025 anhalten. An diesem Tag – was für ein Zufall dieses Datum – 49 Jahre später, sollte sich die Wendung ergeben. Dieser Glaubenssatz sollte sich dann endlich auflösen. Was war passiert?
Ich wurde in diesem Moment unfreiwillig in eine Rolle gedrängt, die kein Kind je ausfüllen kann. Ich war nicht bereit, stark zu sein. Ich wollte einfach nur traurig sein dürfen. Doch diese Sätze haben etwas in mir hinterlassen. Etwas, das mich 49 Jahre begleitet hat, wie ein unsichtbares Korsett legte es sich um mein Innerstes. Der Glaubenssatz:
Ich muss stark sein. Ich darf nicht fühlen, sonst muss ich weinen. Ich darf es nicht ausdrücken. Wenn ich zu viel fühle, bin ich eine Belastung. „Ich fühle nichts mehr“ scheint also die Lösung für mich zu sein. Und es gab Zeiten, oft – wo ich rückblickend tatsächlich sagen kann, ich fühle nichts mehr. Und so begann ich, mich zurückzunehmen. Erst unbewusst, später ganz gezielt. Ich wurde leistungsfähig, diszipliniert, angepasst, sehr vernünftig – aber innerlich immer leerer. Ich funktionierte, aber ich lebte nicht wirklich.
Ich war präsent, aber nicht bei mir. Ich baute eine innere Mauer zwischen mir und meinem eigenen Empfinden. Ich fühle nichts mehr. Vielleicht kennst du diesen Satz auch. Vielleicht hast du ihn gedacht, geflüstert, verdrängt.
Vielleicht läuft dein Alltag weiter, du machst deinen Job, kümmerst dich um deine Familie, triffst Entscheidungen – aber innerlich ist da diese Stille. Kein Weinen. Kein Lachen. Kein echtes Spüren. Nur ein seltsames Dazwischen. Funktionieren statt Fühlen.
Ich möchte dir sagen: Du bist nicht falsch.
Denn dieses „Ich fühle nichts mehr“ bzw. „Sich-Nicht-Fühlen“ ist kein Versagen. Es ist ein Schutz. Ein Mechanismus, den du irgendwann gebraucht hast, um weiterzumachen. Um zu überleben. Um dich vor etwas zu bewahren, dass in diesem Moment des Ereignisses „zu groß“ für deine Seele war. Aber heute bist du vielleicht an dem Punkt, an dem du nicht mehr nur durchhalten willst. Du willst wieder spüren. Dich. Dein Leben. Deinen inneren Kompass. Du willst nicht mehr sagen müssen „Ich fühle nichts mehr.“
Deshalb schreibe ich diesen Blog. Nicht um dir zu sagen, was du tun sollst. Sondern um dich daran zu erinnern, dass es einen Weg zurück gibt. Einen Weg zu dir. Einen Weg ins Fühlen. Sieben kraftvolle Impulse teile ich mit dir. Kein Dogma. Kein Coachingtrick. Einfach Erinnerungen. Wegweiser. Vielleicht auch Weckrufe. Für dich – wenn du spürst: „Ich fühle nichts mehr. Aber ich will es wieder lernen.“
Transformation in 7 Schritten zum Fühlen
Impuls 1: Spüre was ist – nicht, was du fühlen sollst
Ich fühle nichts mehr. Doch, aber Fühlen beginnt nicht mit Wegreden oder Schönreden. Fühlen beginnt mit Ehrlichkeit. „Ich fühle nichts mehr“ kommt aus dem Verstand. Mit der Bereitschaft, sich selbst zu vertrauen, was jetzt gerade ist. Nicht morgen. Nicht vernünftig betrachtet, sondern: jetzt. Damit beginnt Fühlen.
Was du in diesem Moment spürst – ist wahr. Auch wenn dein Kopf es noch nicht einordnen kann. Dein Bauch weiß es längst. Denn wir sind emotionale Wesen mit einer natürlichen Intuition.
Und diese Intuition ist kein „esoterischer Spinnkram“. Sie ist deine Seele, die mit dir spricht. Still. Klar. Direkt.
Wenn du lernst, ihr wieder zu vertrauen, wirst du dich selbst wieder spüren. Wir können nicht nicht fühlen, denn wenn du sagst „ich fühle nichts mehr“ fühlst du, dass du nichts mehr fühlst. Logisch oder?
Dein Gehirn braucht ein Beispiel?
Gut. Du bist traurig? Dann sei traurig. Dir ist nach Lachen? Dann lache. Du spürst Wut? Dann lass sie raus.
Hör auf, dich zusammenzureißen. Hör auf, dich zu kontrollieren. Denn nur wer zulässt, kann sich wieder selbst fühlen. Ich lade dich ein „Ich fühle nichts mehr“ zu transformieren in „Ich fühle mich und die Welt, und das ist wunderbar.“
Impuls 2 – Entkopple Leistung von deinem Wert
Ich fühle nichts mehr. Doch, aber du musst nichts leisten, um zu fühlen. Emotionale Leere überwinden heißt: Du darfst einfach Sein. Wie oft denken wir, etwas als Gegenleistung bieten zu müssen. Ein Glaubenssatz – weit verbreitet. Auch heute noch fällt es mir schwer, etwas einfach so anzunehmen. Geschenkt, ohne Gegenleistung und ohne schlechtes Gewissen.
Das klingt fast so, als ob alles ein Tauschhandel ist. „Leiste was, dann biste was“ – kennst du den Spruch? Oder wenn ich nur genug MACHE, mir den „Ar***“ aufreiße, dann bekomme ich Anerkennung, sieht mich mein Chef endlich, bin ich der Held im Verein und am verrücktesten – liebt mich mein:e Partner:in.
Dass das auf Dauer nie funktionieren kann und in einer Sackgasse endet, liegt klar auf der Hand. Entkopple Leistung von deinem (Selbst).
Impuls 3 – Lass Tränen fließen, wenn sie kommen
Ich fühle nichts mehr. Doch, weil du lange geglaubt hast, Emotionen zeigen ist eine Schwäche. Tränen seien Schwäche. In Wahrheit sind sie der Beginn von Stärke. Ein Zeichen, dass du wieder fühlst. Und wer geweint hat wird mir sicherlich bestätigen, dass es einem danach besser geht. Leichter.
So, als ob es sich innerlich gereinigt hat. „Ich fühle nichts mehr“ bedeutet immer ein Stau nicht gelebter Emotionen und weinen ist das Öffnen der Schleusen dieses Dammes. Es darf endlich abfließen, Raum bekommen und gesehen werden. Deine Emotionen. Ist das nicht großartig!
Impuls 4 – Finde deine Trigger – ohne Urteil
Ich fühle nichts mehr. Doch, denn Wut, Angst, Scham – alle drei sind Hinweise und das fühlst du immer. Auch wenn es dir nicht bewusst ist. Es sind Warnlampen, die aufblinken in dem Moment, wenn du es in dir spürst. Und wir können es nicht nicht spüren. Auch wenn unser Verstand uns einflüstert „Ich fühle nichts mehr“. Dein Ego re-agiert immer über den Reiz-Reaktions-Reflex. Es gilt also unsere Wahrnehmung wieder zu sensibilisieren.
Ja, es ist nicht einfach die eigene Wut anzuschauen wenn du wütend bist, genau so wenig im Augenblick der eigenen Angst oder Scham. ABER – du darfst es registrieren und danach reflektieren. Denn damit kommst du raus aus der Denke „Ich fühle nichts mehr.“
Hinschauen und annehmen lautet meine Einladung an dich. Dann beginnst du zu dir selbst zurückzufinden. Und die Zeitspanne verkürzt sich immer mehr zwischen dem Wahrnehmen…oohh, ich werde gleich wütend und der Erkenntnis, gar nicht wütend zu werden zu müssen.
Und irgendwann wirst du dann nicht mehr wütend, weil du im Vorfeld mit deinem neuen Bewusstsein gar nicht erst in die Wutschleife einbiegst. Klingt das logisch?
Impuls 5 – Übernimm emotionale Verantwortung
Ich fühle nichts mehr. Doch, aber niemand ist verantwortlich für dein Innenleben – außer du Selbst. Egal was im Außen passiert. Nur du alleine bist verantwortlich ob du dir Sorgen darüber machst. Sei dir also deiner Sprache bewusst wenn du sagst: „Ich mache mir Sorgen.“
„Machen“ bedeutet du produzierst dir diese Gedanken selbst hin. Niemand sonst. Nicht dein Außen, nicht die Umstände. Nur du ! Wie du es deutest, bewertest und darauf mit einer Antwort re-agierst. Wahrnehmung ist der Schlüssel, heißt konkret, beobachte es und lass es vorbeiziehen.
Merke dir bitte, dass emotionale Verantwortung heißt, einzig die Verantwortung für sein eigenes Denken, Handeln und Fühlen zu übernehmen. Aber: Du bist auch nicht allein damit, denn es geht allen Menschen so.
Auch hier „Ich fühle nichts mehr“ ist nur ein Konstrukt deines Verstandes, basierend auf gemachten Erfahrungen in der Vergangenheit. Diese Vergangenheit ist aber nur eine Erinnerung. Lass also diese Erinnerung los.
Impuls 6 – Erinnere dich: Du bist nicht allein
Ich fühle nichts mehr. Doch, auch wenn du glaubst: „Ich fühle nichts mehr.“ Und damit im Grunde ausdrücken willst – Ich bin verloren. Ich fühle mich „lost“. Nein, bist du nicht. Hier lade ich dich bewusst ein, dich zu erinnern. Denn es ist alles da. Sei dir dessen bewusst. Wir dürfen uns nur befreien von all dem Staub, den wir durch unsere Prägungen, Erziehung und all die gemachten Erfahrungen im Leben über unsere Seele und damit deren Sprache – die Intuition – gelegt haben.
Jeder Mensch kann wieder fühlen lernen. Wenn du bereit dafür bist. Du hast Zweifel? Weißt nicht wie oder brauchst Begleitung? Melde dich gerne bei Christin. Sie ist hier eine echte Expertin.
Impuls 7 – Vertrau dem Moment mehr als dem Plan
Ich fühle nichts mehr. Doch, denn da wir Menschen Sicherheit suchen, in Konzepten, in Plänen und durch Kontrolle, bedeutet das, Menschen sind im Grunde ängstliche Wesen. Und Angst fühlst du, auch wenn es dir nicht bewusst ist. Daher ist Bewusstsein schaffen so wichtig.
Weil wir eingeladen sind, uns zu befreien von dem Irrtum, unser Leben kontrollieren zu können. Nein, können wir nicht. Noch nicht mal unseren nächsten Gedanken können wir kontrollieren. Schau mal in dein Leben – wenn du ehrlich bist – und reflektiere, wieviel wirklich wichtige und große Entscheidungen hast du tatsächlich kontrollieren können?
Liebe – unser zentrales Thema im Leben – sie ist nicht kontrollierbar. Lesetipp: Seelische Intelligenz
Und gerade dann, wenn wir innerlich leer sind, stürzen wir uns in To-do-Listen, Strukturen oder Selbstoptimierung. Wir glauben ernsthaft, das bringt uns zurück zu uns selbst. Tut es aber nicht. Ich habe viele Jahre über Leistung kompensiert. Mit Erfolg – aber es hat mich nicht glücklich sein lassen.
Der Weg zurück beginnt nicht mit einem perfekten Ablauf wie ich es gerne hätte. Er beginnt damit, dass du ehrlich bist – in diesem einen Moment. Jetzt, wo du das hier liest.
Auch wenn du nicht weißt, was dann passiert. Und auch wenn du keine Lösung hast. Und auch nicht wenn du keine Kontrolle spürst.
Die Heilung der Ur-Wunde
Finde die Urwunde in deiner Lebensgeschichte. Es gibt sie. Bei mir war es wie Anfangs geschrieben die Beerdigung meines Vaters. Gestorben am 15.Juni 1976. Ein halbes Jahrhundert später, genau genommen 49 Jahre später, am 14. Juni 2025, fast auf den Tag genau fand die Heilung meiner Urwunde statt.
Ich habe den European Speaker Award 2025 gewonnen. Was hat das jetzt damit zu tun fragst du dich?
Dieser Auftritt mit dieser Keynote – meine persönliche Geschichte – hat für mich sehr emotional geendet. Ich musste weinen, nicht weil ich Siegerin wurde. Nein, als ich das Feedback eines Jurors, stellvertretend für alle anderen aus der Jury, mitgeteilt bekam. Vor allen. Und ich stand vor Ihnen. Und es berührte mich so sehr in der Tiefe meiner Seele.
Ich verlor sämtliche Kontrolle, stand gefühlt alleine und verloren vor einem Publikum und dieser Jury und weinte einfach. Mein inneres Kind. Niemand war da. Meine Frau Christin hatte im Vorfeld angekündigt, dass sie nicht mitkommen würde. Und wir wußten wohl beide warum. Weil wir geahnt haben, dass dieser Auftritt ein Schlüsselmoment in meinem Leben sein wird. Und diesen darf – muss – ich alleine bewältigen und erleben. Um Heilung zu erfahren.
Und jetzt kommt es, keine Mama, die mich an der Hand hält und sagt: „Hör bitte auf. Du musst jetzt stark sein!“
Nein, dieses mal darf es kommen wie es kommt. Und ich war stark, trotz dem ich weinen musste. Und stell dir vor – niemand hat gelacht, nichts Schlimmes ist passiert. Ganz im Gegenteil. Wir waren alle in diesen Minuten still und ehrlich miteinander verbunden. Wir waren Eins in meiner Emotion und meinen Gefühlen.
Und diese Emotion stand stellvertretend nur für die 49 Jahre aufgestaute kontrollierte und zurückgehaltene Emotion einfach vor Menschen frei weinen zu dürfen. Meine Urwunde heilte.
Abschließend mag ich dir sagen. Die Seele fühlt. Der Verstand plant. Und der Verstand erzählt dir auch „Ich fühle nichts mehr.“ Das ist eine Tatsache, ein Fakt, dem sich kein Mensch über kurz oder lang im Leben verschließen kann. Wenn du also wahrhaftig raus aus dem Gedanken „Ich fühle nichts mehr“ kommen willst, hin dich wieder selbst zu spüren – vertrau dem Moment. Glaub mir – that’s the way.
Wenn du also das Universum oder den lieben Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm deine Pläne und all das, was du vorbereitet hast. Schnell wirst du merken, was wirklich zählt ist nur der Augenblick – Jetzt.
Und viele viele Jetzt-Augenblicke aneinandergereiht ergibt unser Leben. In diesem Sinne Lebe – Liebe -Lache.
Deine Kerstin